Matratzengeburtstag

Ich bin eigentlich gerade dabei, schlafen zu gehen.

Beim Wechseln der Bettwäsche fiel mir ein, dass mein Bett demnächst seinen zehnten Geburtstag feiert und mit dem Bett auch die Matratze, die ich zum gleichen Zeitpunkt gekauft habe. Dasselbe gilt auch für den Lattenrost.

Ich erinnere mich, dass beim Kauf der Matratze ein Kriterium besonders wichtig war: Die Matratze kann man zerlegen und alle Einzelteile in einer Waschmaschine waschen. Das ist besonders hygienisch.

Nun ratet mal, wie oft die Matratze in den letzten zehn Jahren gewaschen wurde. Genau: Kein einziges Mal.

Beim Kauf des Lattenrostes war ein ganz wichtiges Kriterium, dass man durch Verschieben einiger Elemente die Härte des Rostes individuell einstellen kann. Das ist von Vorteil, wenn man mal mehr und mal weniger wiegt, damit der Lattenrost zum Körpergewicht passt.

Nun ratet mal, wie oft ich den Lattenrost in den letzten zehn Jahren neu eingestellt habe. Genau: Kein einziges Mal; und ich habe in den letzten zehn Jahren zu verschiedenen Zeiten jeweils sehr viele Kilogramm an Gewicht ab- bzw. zugenommen.

Es ist mir schon häufiger aufgefallen, dass Menschen bei größeren Anschaffungen oft großen Wert auf bestimmte Funktionen des gewünschten Produkts legen, die sie später im realen Leben nie nutzen.

Das macht deutlich, wie wenig unser menschliches Handeln im Alltag mit unserer eigenen rationalen Vorstellung davon zu tun hat. Wir halten uns selbst für sehr viel vernünftiger als wir sind, bzw. unser alltägliches Handeln ist eben mehr von Gewohnheit und Instinkt gesteuert als von rationalen Überlegungen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Man kann daraus wichtige Schlussfolgerungen für viele politische und Politik-philosophische Fragen ziehen. Da ich nun aber wirklich müde bin, überlasse ich diese Aufgabe dem geneigten Leser. 😉

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